Schreiben

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Freitag, 14. Oktober 2016

Schreibtisch-Tipp 3

Liebe Autorinnen und Autoren,

wie versprochen, geht es hier weiter mit Tipps zur Überarbeitung des Manuskripts.

Sol Stein sagte: 

An seiner Einstellung zur Revision eines Textes kann man den echten Schriftsteller vom Möchtegernautor unterschei­den. Ein guter Autor, ob Amateur oder Profi, empfindet die Überarbeitung seines Texts als willkommene Gelegenheit, Worte, Sätze, Absätze oder ganze Kapitel zu streichen, die nicht den gewünschten Effekt haben, und andere, gelungenere, noch zu verbessern. So mancher Möchtegernautor hält das Geschriebene wohl für unauslöschlich, sobald er es erst einmal zu Papier ge­bracht hat.

Ich finde, er hat recht. Mit dem Runterschreiben allein ist es nun mal nicht getan - die Arbeit folgt danach. Denn wir schreiben mit dem Herzen und dem Bauchgefühl, das ist auch richtig so. Doch wir schreiben meist mit heftiger Leidenschaft, mit Karacho, mit überbordender Emphase.
Danach heißt es STOPP! ABLIEGEN lassen! Einige Wochen bis Monate nicht anschauen! Was Neues anfangen, warten, warten, geduldig sein.

Dann besagtes Manuskript wieder öffnen. Mal sehen, was dabei rausgekommen ist.

Ich kenne keinen Autor, der mit der Erstfassung ein perfek­tes Manuskript geschrieben hat. Meist wimmelt es darin (aus Leidenschaft, die Pferde gehen einem ja normalerweise durch) vor Wiederholungen, Flüchtigkeitsfehlern und stilistischen Peinlichkeiten. 
Die wahre Kunst des Schreibens liegt im Umschreiben. Auch unter den erfahrensten Autoren gibt es einige, die sich keine bessere Methode der Überarbeitung vorstellen können, als im­mer wieder den Blick auf Seite eins zu heften und die Sache dann bis zum Ende durchzugehen.
Siehe Schreibtisch-Tipp 2, wie Sie damit beginnen können.

Wenn das grundsätzlich erledigt ist, gehen Sie den Text erneut durch, und beachten Sie Folgendes: 
Wir sind Menschen, nicht wahr? Und Menschen verfügen über wunderbare Sinne, die da heißen: 
  • Sehen (Visuell)
  • Hören (Auditiv)
  • Spüren (Kinästhetisch)
  • Riechen (Olfaktorisch) und
  • Schmecken (Gustatorisch)
Diese Sinne zu aktivieren, wird Teil des Genusses der Leserschaft.
Nun lesen Sie Ihren Text Seite für Seite durch und überprüfen, ob neben dem optischen Eindruck (show, don't tell, liebe Schreibende!) die Szenen gehört (Dialoge) und gespürt (Bewegung!) werden können. Strahlt die Szene auch einen speziellen Duft aus (Parfum, Blumen, Moder)? Ja, lässt sie sich sogar schmecken (Essen angerichtet, die Lippen der/des Geliebten z. B.)?
Betrachten Sie Ihren Text auf oben genannte Eigenschaften und füllen ihn mit LEBEN!

Merke:  »Neuschreiben ist das ganze Geheimnis des Schreibens.« Mario Puzo

Viel Spaß dabei, bis zum nächsten Mal, wo es um die Technik des Szenenbaus gehen wird.




2 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Schöne und sicher hilfreiche Idee, Texte aus sinnlicher Sicht zu sehen!

Elsa Rieger hat gesagt…

Dankeschön!